Machen oder nicht machen? Links oder rechts? Pizza oder Döner? Entscheidungen allerorten.

Neulich im CSPO habe ich inspiriert von Annie Duke die Teilnehmer nach ihren besten Entscheidungen gefragt. Meldet sich einer: “Meine Frau zu heiraten.”
“Warum?”
“Ich bin seit vielen Jahren sehr glücklich.”

Das haben wir zum Anlass genommen, über die Qualität von Entscheidungen und Ergebnissen zu sprechen: Glücklich zu sein ist ein Ergebnis – aber auch ein gutes und vergönntes Ergebnis macht noch keine Entscheidung von hoher Qualität.

Inspiriert davon und von einem Gespräch mit Peter Rössler möchte ich hier einige Gedanken und eine Hoffnung festhalten.

Aspekte

Wenn wir eine Entscheidung betrachten, können wir unterscheiden:

  • Den Prozess: Den Weg, auf dem die Entscheidung zustande gekommen ist.
  • Die Entscheidung: Die Richtung, die wir zukünftig einschlagen wollen.
  • Den Zielzustand: Die Welt, die wir nach Umsetzung der Entscheidung erwarten.
  • Das Ergebnis: Die Welt, die sich wirklich ergibt.

Qualität

Diese vier Aspekte können wir getrennt voneinander betrachten und bewerten.

Beim Prozess gibt aus der Anzahl der Beteiligten an der Entscheidung und der Perspektivensammlung eine natürliche Spannung zwischen Integration und Geschwindigkeit.
Neben persönlichen Vorlieben und dem nachvollziehbaren individuellen Wunsch nach Beteiligung hängt die Bewertung des Prozesses auch ab von Dringlichkeit und Tragweite der kommenden Entscheidung angesichts künftiger Entwicklungen jenseits meiner Kontrolle.

Die Qualität der Entscheidung ist davon unabhängig:
Eine Entscheidung von hoher Qualität erfasst möglichst viele erkennbare Faktoren und ist sich darüber bewusst, was wir nicht wissen und wo wir von Umständen jenseits unserer Kontrolle abhängen.
Sie führt zu einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass der Zielzustand eintrifft, die wir mit ihr verbinden.

Auch diesen Zielzustand können wir separat betrachten.
Erwarten wir, dass uns die Umsetzung der Entscheidung näher an eine Wirklichkeit, führt, die wir für erstrebenswert halten? Formal: Maximieren wir unsere Nutzenfunktion unter den gegebenen Bedingungen?
Während wir die Qualität der Entscheidung sehr Objektiv betrachten können, gibt es beim Zielzustand eine starke individuelle Komponente, denn jeder von uns hat einen eigenes Ideal.
Auch eine Entscheidung von hoher Qualität kann in einen Zielzustand führen, mit dem ich nicht zufrieden bin – aber das ist etwas anderes, als eine schlechte Entscheidung. (Selten werden das meine eigenen Entscheidungen sein, sondern die anderer.).

Am Ende der Kette steht das Ergebnis – was hat sich wirklich ergeben durch unsere Umsetzung, die Handlungen anderer und durch pures Glück oder Unglück? Sind wir damit zufrieden? Vielleicht ist das Ergebnis sogar näher an unserem Ideal – oder einem, dass wir unterwegs entdeckt haben – als der ursprüngliche Zielzustand.
Und selbst selbst wenn sie schlechter ist als unser Zielzustand: Das macht die Entscheidung nicht schlecht oder falsch!

Die Crux

Diese letzte Unterscheidung – Qualität der Entscheidung und Qualität des Ergebnisses – ist am schwersten zu greifen, das zeigt die Forschung genauso wie die Anekdote eingangs.
Gleichzeitig ist sie aber ein mächtiges Werkzeug, denn durch sie eröffnen wir uns einen Weg zur Reflexion, mit dem wir eigene Fehler – die falsche Bewertung erkennbarer Einflussfaktoren – von äußeren Umständen trennen, also von Entwicklungen und Einflüssen, die wir zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht kennen konnten.

Macht mit!

In Gesprächen mit Klienten und Kollegen bemerke ich immer wieder, dass wir diese vier Aspekte von Entscheidungen durcheinander würfeln.
Mehr Klarheit darüber, welchen Aspekt wir diskutieren und kritisieren, führt uns zu einem System mit besseren Entscheidungen und mehr Zufriedenheit im Umgang miteinander.

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